von

Ernährungswissen

Wunderwerk Darm

Dass der Darm einen wichtigen Part in unserer Verdauung einnimmt, sollte mehr oder weniger bekannt sein. Was weniger bekannt ist, ist, dass der Darm noch weitere Aufgaben wahrnimmt, und zwar als Darmbarriere, als wichtiger Teil des Immunsystems und als sogenanntes „Bauchhirn“. Was genau damit gemeint ist, wird im Folgenden näher beleuchtet.

  1. Darmbarriere

Unsere Darmbarriere bildet eine der größten Kontaktflächen mit der Außenwelt. Wir nehmen täglich größere Mengen an Nahrung zu uns, die praktisch die Außenwelt darstellen. Wir kommen mit Nahrungsbestandteilen in Berührung, die nicht Teil unseres Körpers sind. Es ist daher wichtig, eine intakte, d.h. gut verschlossene Darmwand zu haben, die die „Außenwelt“ nicht unkontrolliert in unseren Körper eindringen lässt. Welche Inhaltsstoffe die Darmbarriere passieren dürften, wird in einem Zusammenspiel von Darmbakterien und Immunsystem entschieden.

  1. Immunsystem

Im Darm sind sage und schreibe ungefähr 70-80% unseres Immunsystems angesiedelt. Die Zahl mag zunächst einmal hoch klingen, doch es macht Sinn, wenn man einmal darüber nachdenkt, wie viele Erreger und Schadstoffe wir täglich über unsere Nahrung aufnehmen (können). Um Feind von Freund unterscheiden und eliminieren zu können, können bestimmte Zellen der Darmschleimhaut (Darmbarriere) Abwehrstoffe bilden. Werden die Zellen dort stark aktiviert, werden entzündungshemmende Botenstoffe (Zytokine) als erste Reaktion des Immunsystems ausgeschüttet.

  1. Bauchhirn

Nicht nur der Großteil des Immunsystems sitzt im Darm, sondern auch eine Vielzahl von Nervenzellen. Laut Prof. Hasler, dem Autor des Buches „Die Darm-Hirn-Connection“, verfügt der komplette Magen-Darm-Trakt über 100 Millionen Nervenzellen.
Dieses Nervengeflecht fungiert dabei autonom – der Darm besitzt damit praktisch sein eigenes Nervensystem! Dieses steht allerdings in enger Kommunikation mit unserem „Kopfhirn“. Die Kommunikation geschieht zum einen über Hormone, die von Verdauungsorganen ausgeschüttet werden wie bspw. das Hormon Leptin, welches unser Hungergefühl reguliert, und zum anderen über die bereits erwähnten Nerven. Der bekannteste Vertreter dürfte wohl der Vagusnerv sein – er leitet 80% der Informationen vom Bauch zum Gehirn und nur 20% vom Gehirn zum Bauch. Wenn es dem Darm und der Verdauung gut geht, beruhigt das i.d.R. auch unser Gehirn.
Die andere Richtung wird vor allem durch Stressnerv und Stresshormone beeinflusst – empfindet man z.B. starken Stress, ist aufgeregt oder nervös, so schlägt das nicht selten auf den Magen. Grund dafür ist, dass in Stresssituationen (welche in der Vergangenheit bedeuteten, dass man vor einem wilden Tier fliehen musste) die Durchblutung der Verdauungsorgane und dementsprechend die Verdauung nach unten gefahren wird. Die dauerhafte Stressbelastung in unserem heutigen Alltag führt jedoch nicht selten zu anhaltenden Verdauungsbeschwerden und Unwohlsein. Dann ist es umso wichtiger, auf Entspannung und Auszeiten zu achten – für den Kopf und den Bauch! Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Bewegung helfen ebenfalls beim Abschalten und beim Verdauen.

 

Wie genau die Darmbakterien dabei mitmischen und wieso sie so besonders sind, lege ich im nächsten Blogbeitrag genauer dar. Bis dahin!

Zurück