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Ernährungswissen

Die Wichtigkeit von Ernährungsbildung - Ein persönlicher Kommentar

Neulich bekam ich als Antwort auf einen Projektvorschlag eine E-Mail mit der Anfrage, ob ich meinen Ernährungskurs für Eltern und deren Kinder nicht auf zwei gesunde Frühstücke reduzieren könnte - man nehme an, dass sechs Einheiten zum Thema Ernährung doch etwas zu viel seien.
 
Diese Antwort machte mich erst einmal sprachlos und stutzig. Sechs Einheiten von jeweils 45-60 Minuten sind zu viel für ein Thema, das uns alle so sehr betrifft, das ich drei Jahre lang an der Uni studiert habe und in dem andere ihren Master oder gar Doktor machen? Klar hatte ich auch andere Fächer wie Anatomie oder Biologie, die nur indirekt etwas mit Ernährung zu tun hatten, aber dennoch saß ich Tag für Tag da und habe mich mit dem Thema Ernährung beschäftigt. Und dabei musste ich vor allem eins feststellen: Man kann nie genug wissen über das Thema Ernährung, denn je mehr man weiß, desto mehr Fragen hat man!
 
Aus diesem Grund macht es mich immer traurig, wenn Ernährung zu einem Thema herabgestuft wird, welches man kurz und knapp innerhalb weniger Stunden z.B. während eines gesunden Frühstücks abhandeln könnte. Konkret ging es hier um ein gemeinschaftliches Projekt, bei dem ich als ein Bestandteil einen sechswöchigen Ernährungskurs für Eltern und Kinder angeboten hätte - so zunächst der eigentliche Vorschlag. Wir hätten uns zusammen die einzelnen Lebensmittelgruppen in spielerischer Form angeschaut, um uns so interaktiv mit einer gesunden Ernährung in Berührung zu kommen.
 
Da leider kein persönliches Gespräch mit der Einrichtung stattfinden konnte, weiß ich bis heute nicht, was die Beweggründe für diese Antwort bzw. diese Entscheidung waren. Am Finanziellen kann es jedenfalls nicht gelegen haben, da wir das Projekt ehrenamtlich angeboten hatten. Es ging um die Arbeit mit einkommensschwächeren und/oder bildungsärmeren Eltern und deren Kindern, bei denen Projekte der Ernährungsbildung besonders hilfreich sein können. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft schreibt in seinem Eckpunktepapier zur Ernährungsstrategie am 21. Dezember 2022:
 

„Der leichte und gerechte Zugang zu einer nachhaltigen und gesunden Ernährung soll allen Bevölkerungsgruppen ermöglicht werden. Insbesondere armutsgefährdete Kinder und Jugendliche und solche aus bildungsfernen Haushalten verzehren häufiger Lebensmittel, die für eine ausgewogene Ernährung ungünstig sind.“ (Seite 6, Soziale Aspekte der Ernährung)

Natürlich wären auch sechs Wochen bzw. Einheiten keine Garantie gewesen, nachhaltig etwas an dem Essverhalten und Verständnis der Eltern und Kindern zu verändern, aber die Chancen wären deutlich höher gewesen als bei einem ein- oder zweimaligen gesunden Frühstück. Es ist wichtig, dass wir uns die Zeit nehmen und in die (Ernährungs-)Bildung der Kinder und Jugendliche investieren, denn ansonsten setzen sie genau das fort, was ihnen damals in ihrer Kindheit von ihren Eltern beigebracht und vorgelebt wurde. Nicht nur die Ernährungsgewohnheiten und Essensvorlieben, sondern auch das spätere Körpergewicht werden maßgeblich in der (frühen) Kindheit bestimmt - wer als Kind dick war, bleibt es häufig sein ganzes Leben.
 
Aus diesem Grund sehe ich die Entscheidung gegen ein eher langfristig gedachtes Ernährungsprojekt mit Eltern und Kindern primär als eine Entscheidung gegen die Kinder. Man nimmt nicht nur den Eltern die Möglichkeit, etwas darüber zu lernen, wie man seine Familie gesünder ernährt, sondern man nimmt vor allem den Kindern die Chance auf ein gesünderes Aufwachsen und die Möglichkeit, später einmal eigenständige, gesundheitsbewusste Entscheidungen im Bezug auf das eigene Ernährungsverhalten zu treffen!

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